Christian Ohm/stock-blog.de im Interview

Christian Ohm von stock-blog.de im Interview

 

Christian Ohm von stock-blog.de steht im Interview Rede und Antwort.Christian Ohm von Stock-Blog.de über seine ersten Erfahrungen mit Wertpapieren, das Glück, in den beiden großen Chrashs der letzten 16 Jahre nicht investiert gewesen zu sein, und über seine erfolgreichsten Anlagestrategien.

 

 

Hallo Herr Ohm, für alle, die Sie noch nicht kennen, stellen Sie sich bitte kurz vor. Wer sind Sie und was machen Sie?

Christian Ohm – Stock-Blog.de: Ich bin 51 Jahre alt und arbeite, obwohl ich mal Chemie studiert habe, im sozialen Bereich. Ich bin verheiratet und habe zwei inzwischen erwachsene Kinder (18 und 19 Jahre). Mein Wohnort liegt direkt an der Schweizer Grenze gegenüber von Basel.

Wann begann Ihr Interesse am Thema Finanzen/Aktien?

Christian Ohm – Stock-Blog.de: Das Interesse an Finanzen begann gleich mit 18, da mir mein Großvater einen mittelgroßen Betrag überlassen hatte, von dessen Zinsen ich z. T. mein Studium finanzieren musste. Daher bin ich schon länger „Anleihenspezialist“, denn meine Eltern haben mir das recht schnell selbst überlassen. Aktien habe ich das erste Mal in den späten Neunzigern gekauft, aber ich weiß nicht mehr, welche die erste gewesen ist, vielleicht BASF oder Bayer, weil ich mich im Chemiebereich für kompetent hielt. Dann habe ich aber eher gezockt und nur wenige Aktien längerfristig gehalten. Damals hatte ich im Prinzip von Aktien nur sehr wenig Ahnung. Aber ich habe Glück gehabt. Als 2000 unser Haus finanziert werden musste, habe ich alles wieder verkauft. Vom Timing her war das mehr als Glück. Der Wiedereinstieg in die Aktienwelt war dann 2009/10. Auch wieder ziemliches Glück, selbst wenn es 2011 dann Verluste gab. Immerhin sind so die beiden größten Crashs der letzten Jahrzehnte an mir vorbeigegangen. Der direkte Anlass, der mich zu den Aktien trieb, war der Wertverlust in einem Wertpapierfonds in der Finanzkrise, der damals ziemlich beliebt war. Das hat mir irgendwie wieder die Augen geöffnet, nachdem ich mich mehrere Jahre bevorzugt meinen Kindern und anderen Hobbys gewidmet hatte. Seitdem ist das Investieren zu meinem wichtigsten Hobby geworden.

Auf Ihrem Blog stellen Sie mehrere verschiedene Anlagestrategien vor und wägen die Für und Wider ab.
Welche Strategie hat Sie am meisten überzeugt und warum?

Christian Ohm – Stock-Blog.de: Welche der genannten Strategien man bevorzugt, hängt einerseits vom Charakter, aber andererseits auch von den Lebensumständen ab. Was mich anbetrifft: Anfangs habe ich versucht, möglichst preiswerte deutsche Nebenwerte nach dem reinen Valueprinzip zu kaufen. Da musste vor allem die Bewertung stimmen. Inzwischen nimmt bei mir die Dividendenstrategie einen großen Raum ein und mit den Dividenden will ich später einmal einen Teil meines Lebensunterhaltes bestreiten, wenn ich nicht mehr arbeiten kann. Als letzte Strategie habe ich die Wachstumsstrategie hinzugefügt. Z. B. hätte ich noch vor zwei oder drei Jahren eine Starbucks-Aktie nicht mit spitzen Fingern angefasst. Niedrige Bewertung ist eben nicht alles, wenn ein stimmiges Geschäftsmodell und stabiles Wachstum zusammenkommen. Was ich bevorzuge, kann ich gar nicht sagen. Sicherlich sind Wachstumsaktien einfach spannender und bringen in guten Zeiten mehr ein, sind dafür aber auch viel riskanter. Wenn ich jetzt jung wäre, würde ich vermutlich auf Dividenden pfeifen und mich auf wachstumsstarke Aktien beschränken, in diese aber auch nur breit gestreut investieren. Jetzt mit über 50 gehe ich es gemütlicher an. Dividendenaktien nehmen inzwischen mehr als 50 % meines Portfolios ein.

Sind das auch die Strategien, nach denen Sie investieren?

Christian Ohm – Stock-Blog.de: Ich investiere nach wie vor in alle drei Strategien, wobei die Valuestrategie in deutsche Nebenwerte gerade etwas leidet, da viele Aktien dafür zu hoch bewertet sind.

Betreiben Sie auch ein Riskmanagement? Wenn ja, wie sieht dieses aus?

Christian Ohm – Stock-Blog.de: Mein Risikomanagement besteht darin, von riskanteren Aktien einfach weniger zu kaufen. An meinem Depot kann man das aber nur schwer ablesen, weil manche Aktien eben stark an Wert gewonnen oder auch verloren haben. Manchmal verkaufe ich dann einen Teil, was aber zuletzt nicht mehr vorgekommen ist. Von Stop-Loss halte ich gar nichts. Wie sehr das in die Hose gehen kann, hat die Korrektur am Jahresanfang so manchem schmerzlich vor Augen geführt.

Wie lange ist Ihr Anlagehorizont?

Christian Ohm – Stock-Blog.de: Im Prinzip für die Ewigkeit, aber ein echter „Buy and Hold“-Vertreter bin ich auch wieder nicht. Die Zeiten ändern sich und die Gegebenheiten, und denen muss man sich anpassen. Daher bin ich auch recht schnell dabei, Aktien auch wieder zu verkaufen. Ich halte Aktien so lange, wie Geschäftsmodell und Zahlen stimmen. Sehr wichtig ist mir das Vertrauen in das Management. Ansonsten: Ich will meine Aktien den Kindern vererben und ich hoffe, dass es bis dahin noch etwas dauert.

Was sind aus Ihrer Sicht die drei wichtigsten Grundsätze, um nachhaltig Vermögen aufzubauen?

Christian Ohm – Stock-Blog.de: Ich halte mich nicht für einen Spezialisten darin, anderen Leuten zu sagen, was sie tun sollen. Von „Sparern ohne Plan“ usw., die ungefragt Ratschläge geben, wimmelt es ja nur so im Netz und da mag ich mich nicht einreihen. Daher nur ein paar Ideen: Wenn man es kann, dann selbst Unternehmer werden. Das sind in der Regel die wohlhabendsten Leute in Deutschland. Wenn das nicht geht, dann hilft eben nur sparen, und zwar regelmäßig von Anfang an. Vor allem Abstand von überteuerten Statussymbolen nehmen, womit ich speziell Autos, teure Uhren, Kleidung usw. meine. Wer sich für 40.000 bis 50.000 € ein Auto kauft und evtl. auch noch auf Pump, wird es schwer haben, finanziell unabhängig zu werden. Und noch etwas Wichtiges: das Geld nicht zu ernst nehmen. Dann ist nämlich die Angst, es zu verlieren, viel zu groß und das ist in Crashzeiten eine ganz schlechte Voraussetzung.

Welches ist das beste Buch (gemessen am Nutzen, den es für Sie gebracht hat), das Sie zum Thema Börse/Vermögen/Finanzen gelesen haben?

Christian Ohm – Stock-Blog.de: Uhh, schwer. Gehen auch drei Titel? Das erste: „Das Leben ist ein Schneeball“, die Biografie von Warren Buffett. Das bietet einen sehr schönen Überblick über seinen Werdegang und auch darüber, wie sich seine Anlagestrategie mit der Zeit verändert hat. Die Augen über die Wachstumsstrategie hat mir „How to make money in stocks“ von William O’Neill geöffnet. Teilweise ist das Buch nur mit Schmerzen zu lesen, aber einige wichtige Dinge habe ich daraus gelernt. Als drittes ist das Buch von Nicolas Schmidlin zu empfehlen: „Unternehmensbewertung und Kennzahlenanalyse“. Der Autor hat inzwischen sogar mit einem Partner einen eigenen Fonds aufgemacht.

Wie werden Sie die Zukunft von stock-blog.de gestalten?

Christian Ohm – Stock-Blog.de: Das Ganze ist ein privates Projekt ohne kommerzielle Interessen und ohne Werbung. Das soll auch so bleiben. Ich würde es bevorzugen, wenn die Sache nicht zu groß wird, das würde mir zu viel Arbeit machen und vielleicht den Spaß daran nehmen. Bis jetzt hat glücklicherweise noch kein Troll den Weg zu mir gefunden und ich hoffe, dass das so bleibt. Der Blog ist eine sehr persönliche Sache, die der öffentlichen Dokumentation meiner Investitionen dient und es mir verbietet, mir selbst in die Tasche zu lügen. Auch ist es sehr hilfreich, Dinge schriftlich und öffentlich begründen zu müssen, das hat meinen Lernprozess enorm beschleunigt.

Vielen Dank für das Interview.

Das Interview führte Alois Alexander Greiner von www.aktienkaufen24.com.

 

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